10 wich­ti­ge Urtei­le zum Win­ter­dienst

Wann muss gestreut wer­den? Wer ist für den Win­ter­dienst ver­ant­wort­lich? Wer haf­tet bei Unfäl­len?
Wir stel­len Ihnen 10 wich­ti­ge Urtei­le zum Win­ter­dienst vor.

Bahn haf­tet bei Unfäl­len von Fahr­gäs­ten auf ver­eis­ten Bahn­stei­gen

Die Bahn AG (und jedes ande­re Bahn­un­ter­neh­men) muss auf dem Bahn­steig für einen ver­kehrs­si­che­ren Zustand sor­gen. Dies ergibt sich als Neben­pflicht aus dem Per­so­nen­be­för­de­rungs­ver­trag. Beauf­tragt die Bahn ein ande­res Unter­neh­men mit der Rei­ni­gungs- und Räum­pflicht, muss sie sich deren Ver­schul­den zurech­nen las­sen.
Bun­des­ge­richts­hof, Urteil vom 17.01.2012, Az. X ZR 59/11

Wie breit muss der Geh­weg geräumt wer­den?

Die Ver­kehrs­si­che­rungs­pflicht erfor­dert es, dass Geh­we­ge, Fuß­gän­ger­zo­nen und auf beleb­ten Fuß­gän­ger­über­we­gen in einer Brei­te von etwa 1,20 bis 1,50 m geräumt bzw. gestreut wer­den müs­sen. Auf einem nur wenig genutz­ten pri­va­ten Zugangs­weg zu einem Haus ist eine Durch­gangs­brei­te aus­rei­chend, die für Per­son aus­reicht.
Ober­lan­des­ge­richt Naum­burg, Urteil vom 11.05.2012, Az. 10 U 44/11

Schmer­zens­geld und Scha­dens­er­satz nach Sturz auf der Trep­pe zum U‑Bahnhof bei Schnee­glät­te

Das Amts­ge­richt Char­lot­ten­burg hat einer Fuß­gän­ge­rin, die bei Schnee­glät­te auf der Trep­pe zum U‑Bahnhof Kur­fürs­ten­damm gestürzt war und sich dabei ver­letzt hat, ein Schmer­zens­geld in Höhe von 2.625 EUR zuge­spro­chen. Die Trep­pe war nicht mit abstump­fen­den Mit­tel gestreut gewe­sen und die obe­ren Trep­pen­stu­fen mit Eis und Schnee belegt.
Die Geschä­dig­te muss­te sich aller­dings ein Mit­ver­schul­den (25%) anrech­nen las­sen, weil sie nicht den Hand­lauf benutzt hat­te.
Amts­ge­richt Char­lot­ten­burg, Urteil vom 31.10.2012, Az. 215 C 116/10

Ver­kehrs­si­che­rungs­pflicht trotz Hin­weis­schild “Bei Schnee und Eis wird nicht geräumt und nicht gestreut”

Wer sei­nen Kun­den einen Park­platz bereit­stellt, für des­sen Benut­zung Geld ver­langt und ihn so ein­rich­tet, dass man nicht mit weni­gen Schrit­ten den Bür­ger­steig errei­chen kann, kann sich nicht durch Anbrin­gen eines Schil­des mit der Auf­schrift “Bei Schnee und Eis wird nicht geräumt und nicht gestreut” sei­ner Ver­kehrs­si­che­rungs­pflicht ent­le­di­gen.
Ober­lan­des­ge­richt Karls­ru­he, Urteil vom 22.09.2004, Az. 7 U 94/03

Schnee­räu­mung auf öffent­li­chen Geh­we­gen als haus­halts­na­he Dienst­leis­tung absetz­bar

Die Kos­ten für die Schnee­räu­mung, die sowohl auf einem Pri­vat­ge­län­de als auch auf öffent­li­chem Gelän­de durch­ge­führt wur­de, kön­nen als haus­halts­na­he Dienst­leis­tung von der Steu­er abge­setzt wer­den.
Finanz­ge­richt Ber­lin-Bran­den­burg, Urteil vom 23.08.2012, Az. 13 K 13287/10
(Ach­tung: Revi­si­on vor dem Bun­des­fi­nanz­hof anhän­gig, Az. VI R 55/12)

Erd­ge­schoss­mie­ter muss Win­ter­dienst nicht allein leis­ten

In Wohn­häu­sern mit meh­re­ren Miet­par­tei­en kön­nen die Erd­ge­schoss­mie­ter nicht zum allei­ni­gen Win­ter­dienst ver­pflich­tet wer­den. Der Win­ter­dienst muss ange­mes­sen und gerecht auf alle Mie­ter ver­teilt wer­den.
Amts­ge­richt Köln, 14.09.2011, Az. 221 C 170/11

Kei­ne Räum- und Streu­pflicht rund um die Uhr

Eine vor­beu­gen­de Streu­pflicht gegen Glät­te­bil­dung wäh­rend der Nacht­stun­den ist grund­sätz­lich nicht erfor­der­lich. Die Räum- und Streu­pflicht endet in der Regel um 20.00 Uhr. Sie kann aber auch dar­über hin­aus bestehen, wenn noch star­ker Publi­kums­ver­kehr (z.B. vor Gast­stät­ten, Kinos, Dis­ko­the­ken) statt­fin­det.
Bun­des­ge­richts­hof, Urteil vom 11.08.2009 , Az. VI ZR 163/08
Ober­lan­des­ge­richt Frank­furt, Urteil vom 26.11.2003, Az. 21 U 38/03

Kei­ne Pflicht zur dau­ern­den Schnee­räu­mung bei star­kem Schnee­fall

Wäh­rend eines andau­ern­den und star­ken Schnee­falls muss nicht fort­lau­fend gestreut und gefegt wer­den. Der Streu­pflich­ti­ge muss erst dann wie­der streu­en, wenn auf­grund der Witterungs­verhältnisse wie­der­hol­tes Streu­en nicht mehr sinn- oder zweck­los ist.
Bun­des­ge­richts­hof, Urteil vom 27.11.1984, Az. VI ZR 49/83

Kein Win­ter­dienst auf Betriebs­ge­län­de vor Arbeits­be­ginn

Vor dem nor­ma­len Arbeits­be­ginn muss der Arbeit­ge­ber sei­nen Betriebs­hof nicht räu­men oder streu­en. Erscheint ein Arbeit­neh­mer vor­zei­tig auf dem Betriebs­ge­län­de und ver­un­fallt, haf­tet der Arbeit­ge­ber nicht auf Scha­dens­er­satz.
Land­ge­richt Coburg, Urteil vom 19.4.2002, Az: 32 S 19/02

Win­ter­dienst nur auf dem Geh­weg vor dem eige­nen Grund­stück

Ein Grund­stücks­ei­gen­tü­mer ist nur für den Geh­weg vor dem eige­nen Grund­stück ver­ant­wort­lich. Eine Schee­räum­pflicht für einen auf der gegen­über­lie­gen­den Stra­ßen­sei­te lie­gen­den Geh­weg besteht nicht.
Ver­wal­tungs­ge­richt Ber­lin, Urteil vom 29. August 2013, Az. 1 K 366.11


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